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Seit mehr als 1000 Jahren ist Einsiedeln ein Ort des Glaubens, der Kultur, der Bildung und der Begegnung. Das Kloster Einsiedeln ist der bedeutendste Wallfahrtsort der Schweiz und das Zuhause einer aktiven Mönchsgemeinschaft. Im 9. Jahrhundert lebte hier ein Einsiedler namens Meinrad, der bekannt war als Ratgeber für viele hilfesuchenden Menschen. Der Legende nach wurde er von zwei Räubern im Jahr 861 umgebracht. Am Ort seiner Einsiedelei steht heute die Gnadenkapelle in der barocken Klosterkirche. Seit 934 ist Einsiedeln ein Benediktinerkloster und im Laufe des Mittelalters wurde dieses mehr und mehr zum Marienwallfahrtsort.
Das Kloster hat auch turbulente Zeiten hinter sich. Während der Französischen Revolution mussten die Mönche mitsamt der Schwarzen Madonna in die zum Kloster gehörende Propstei St.Gerold im Vorarlberg fliehen. Im Jahr 1803 konnten die Benediktiner dank einer von Napoleon erlassenen Mediationsakte nach Einsiedeln zurückkehren und bauten das zerstörte Kloster und die Gnadenkapelle wieder auf.
Bis heute richten sich die Mönche in Einsiedeln nach den Regeln des heiligen Benedikts von Nursia, die Liturgie wird im Römischen Ritus auf Deutsch und Latein vollführt.
Einsiedeln ist eine religiöse Stätte, die Menschen aus der ganzen Welt anzieht. Der Ort ist eine wichtige Station auf den Jakobswegen. Jedes Jahr kommen fast eine Million Pilgerinnen und Touristen nach Einsiedeln, um das berühmte Kloster zu besuchen. Viele beten vor der Schwarzen Madonna, einer geschwärzten Holzstatue aus dem 15. Jahrhundert. Rund um das Kloster entstand ein reger Tourismus, wo auch „Herrgöttesli“, Devotionalien, in Geschäften und Ständen verkauft werden. Das Kloster verfügt über ein eigenes Besucherzentrum.
Die rund 50 Mönche des Klosters sind heute als Seelsorger tätig, führen ein Gymnasium und arbeiten in verschiedenen Berufen. Im Zentrum des Klosters steht die Klosterkirche. Dort kommen die Mönche fünfmal am Tag zu den gemeinsamen Gebetszeiten zusammen.
Kloster und Kirche bilden nicht nur die grösste Barockanlage in der Schweiz, sondern sind auch ein wichtiger Grundbesitzer und Arbeitgeber im Kanton Schwyz. Die Stiftsbibliothek birgt kaiserliche Urkunden, über tausend mittelalterliche Handschriften und Frühdrucke. Bekannt ist zudem das „Welttheater“, ein allegorisch-religiöses Schauspiel, das seit 1924 rund alle fünf Jahre auf dem Klosterplatz aufgeführt wird.
Einsiedeln ist ein katholischer Wallfahrtsort, aber es kommen auch viele Andersgläubige sowie Menschen ohne religiöses Bekenntnis hierher. Für hinduistische Pilger hat die Schwarze Madonna eine ganz besondere Bedeutung. Einige verehren Maria als Göttin Kali und kommen nach Einsiedeln, um zu ihr zu beten. So vereint Einsiedeln Menschen mit unterschiedlichstem religiösen Hintergrund und trägt auf überraschende Weise zum interreligiösen Dialog bei. Für die Mönche ist der Anspruch des Ordensgründers zentral, allen Menschen gastfreundlich zu begegnen. Dazu gehört nicht zuletzt auch die temporäre Aufnahme von Flüchtlingen.
„Die Stiftsschule Einsiedeln ist für mich ein ganz besonderer Ort. Die dicken Klostermauern, die schönen Innenhöfe, das Läuten der grossen alten Kirchenglocken erinnern mich immer wieder daran, an was für einem geschichtsträchtigen Ort ich zur Schule gehe. Die Patres, die uns teilweise unterrichten, geben uns so etwas wie einen direkten Draht zum Kloster – und somit zu einer spirituellen Atmosphäre. Ich staune oft über das breite und tiefe Wissen der Mönche, und erlebe sie als offene und sehr gastfreundliche Menschen, die sich auf den Alltag von uns Jugendlichen einlassen. Neben der guten Ausbildung erfahre ich hier etwas wie eine grosse Familie. Da ich in der Klosterkirche bei der Liturgie ministriere und auch Orgel spiele, fühle ich mich mit dem Wallfahrtsort zusätzlich verbunden.“
Hanna Böck: Einsiedeln. Das Kloster und seine Geschichte. Zürich, Artemis Verlag 1989.
Benno und Franz Kälin: Von Mönchen und Pilgern. Leben im Kloster Einsiedeln. Einsiedeln 2017.
www.kloster-einsiedeln.ch