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Bonne visite!
Die Heiliggeistkirche in Bern hat ihren Ursprung im Hochmittelalter und wurde als Spitalkloster durch die „Brüder des Ordens vom Heiligen Geist“ geleitet. Im Auftrag der städtischen Obrigkeit kümmerten sie sich um die Betreuung der Armen und Bedürftigen. Nach der Reformation im Jahr 1528 in Bern blieb das Betreuungsangebot zwar bestehen, doch der Konvent wurde aufgehoben und die Kirche diente zeitweilig als Kornlager bis sie ab 1604 wieder als Sakralraum genutzt wurde. Mit dem Neubau von 1729 entstanden zwei prestigeträchtige Staatsbauten, nämlich die heutige Heiliggeistkirche und das Burgerspital.
Die Heiliggeistkirche − direkt am Eingang zur Kernstadt − richtete fortan ihre neu gestalte Hauptfassade in südlicher Himmelsrichtung. Dominiert wird das Innere der reformierten Kirche von der freistehenden Kanzel, welches die Predigt zur Auslegung des „Wort Gottes“ in den Mittelpunkt setzt. Schliesslich erlangte der Sakralbau mit der Umstrukturierung des Bahnhofplatzes im Jahr 1976 und nach der Fertigstellung des aktuellen Bahnhofkomplexes seine Solitärwirkung.
Die Heiliggeistkirche in Bern steht heute immer noch in der Tradition der evangelisch-reformierten Kirche und gewichtet im Leitbild die Zuwendung und Begleitung aller Menschen − ungeachtet ihrer Herkunft und ihres sozialen Status.
Ende der 90er Jahre wurde der interreligiös getragene Verein Offene Heiliggeistkirche als City-Kirche gegründet. Das Konzept der Citykirchen versucht seit den 1970ern, auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen zu reagieren und daraus praktisch-theologisches Handeln abzuleiten. Auslöser für diese Berner Citykirche war die damalige Alkohol- und Drogenszene rund um den Haupteingang der Kirche. 1999 wurden die Türen der Heiliggeistkirche unter der Woche geöffnet. Die „offene kirche bern“ startete mit einem Präsenzdienst, einer Cafeteria, der „Chile-Suppe“, dem kontemplativen Angebot „halb eins – Wort Musik Stille“ und den „Jahreszeit-Frauenritualen“. Mit dem Seelsorge- und Beratungsangebot „ganz Ohr“ wurde eine professionelle Dienstleistung aufgebaut.
Im Betriebsalltag leisten rund über 300 Freiwillige einen Beitrag, um das soziale, multikulturelle und multireligiöse Zusammenleben in der Stadt Bern zu fördern. Dies bewerkstelligt der Verein unter anderem mit einem regelmässigen Wochenprogramm mit spirituellen, kulturellen, gesellschaftspolitischen und sozialen Aktionen. Die vielfältigen Veranstaltungen wurden im Jahr 2018 von knapp 68'000 Menschen besucht.
Seit 20 Jahren hält die offene kirche bern wochentags die Heiliggeistkirche auf dem Berner Bahnhofplatz offen und lebt unter dem Leitsatz „offen für alle“ Gastfreundschaft für alle Menschen.
Die offene kirche bern ist eine Plattform für Austausch sowie Begegnung und richtet sich vor allem an spirituell Suchende und kritisch interessierte Menschen, welche ansonsten eher ausserhalb der Kirche stehen. Darüber hinaus besuchen viele Randständige, Pendelnde, Stadtgängerinnen und Touristen die offene kirche bern.
Der interreligiösen Trägerschaft des Vereins gehören die Jüdische und Christkatholische Gemeinde Bern sowie die Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Gesamtkirchgemeinde Bern an .Der Verein arbeitet breit vernetzt mit Non-Profit-Organisationen, kulturellen und städtischen Institutionen, Universitäten und Fachstellen zusammen.
"Ich stehe sehr gerne in der prächtigen Heiliggeistkirche vor dem Publikum, weil ich nämlich merke, wie mir die Menschen zuhören, wenn ich Geschichten und Themen aus einer orientalischen Perspektive wiedergebe. Durch Musik und Sprache treffen in dieser halben Stunde verschiedene Kulturen aufeinander und ich fühle, dass wir gemeinsam inspirieren und neue Gedanken schaffen."
Straub, Jan: Die Heiliggeistkirche und das Burgerspital in Bern. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK, Bern 2017.
Verein Offene Heiliggeistkirche Bern, Jahresbericht 2018.
Hofstetter, Simon 2006: Parochiale und nichtparochiale Gemeindeformen. Eine Diskussion um zwei Kirchgemeindestrukturen in der Stadt im Lichte aktueller Herausforderungen. Lizenziatsarbeit. Universität Bern: Bern. S.66
https://heiliggeist.refbern.ch
https://www.offene-kirche.ch
Bild 1: Nikolai Karaneschev