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Es wird keine Haftung bei Unfällen und Schäden übernommen. Falls keine anderweitige Versicherung existiert, kommunizieren Sie Ihrer Reisegruppe, dass alle selber für ihre Sicherheit verantwortlich sind.
Zufrieden? Nicht zufrieden? Alle sind eingeladen, das Angebot zu beurteilen. Ihre Teilnahme hilft uns, das Verbesserungspotenzial zu erkennen. Schreiben Sie uns eine Nachricht an: contact@enroute.ch.
Gute Reise!
Im Jahr 1972 wurden die zwangsweisen Kindeswegnahmen des “Hilfswerks für die Kinder der Landstrasse” medial bekannt. Im Zuge der öffentlichen Diskussionen wurde die Radgenossenschaft der Landstrasse 1975 im Restaurant “Bierhübeli” in Bern gegründet. In der damaligen Radgenossenschaft organisierte sich die soziokulturelle Minderheit der “Fahrenden” in der Schweiz. Die Gründung der Radgenossenschaft war eingebettet in eine Bürgerrechtsbewegung gegen die soziale und rechtliche Diskriminierung von “Zigeunern”, die bereits seit Jahrhunderten ausgegrenzte Gruppen darstellten. Unter dem Dach der Radgenossenschaft kamen Roma, Sinti, Manusch und Jenische zusammen, gleichzeitig grenzte man sich von den übrigen “Fahrenden “ in der Schweiz wie Schaustellern, Jahrmarkhändlern, Chilbi- und Zirkusleute ab. Nach 1985 fand eine Neuorientierung statt. Fortan sah man sich als Vertretung der Jenischen in der Schweiz mit besonderem Augenmerk auf die “fahrenden Jenischen". Das neue Selbstverständnis führte schliesslich zum Anliegen, die Gruppe der Jenischen als kulturelle Minderheit der Schweiz anzuerkennen.
Heute vertritt die Radgenossenschaft der Landstrasse als Dachorganisation Interessen der in- und ausländischen Jenischen und Sinti und widmet sich insbesondere der kulturellen Förderung der Bevölkerungsgruppen. Darüber hinaus ist sie über die Landesgrenzen hinaus wie zum Beispiel in Deutschland oder England aktiv.
Immer wieder wurde versucht, die hiesige Gesellschaft mit öffentlichen Aktionen auf die soziale und rechtliche Lage der kulturellen Minderheit der Jenischen und Sinti aufmerksam zu machen. So wurde beispielsweise im Sommer 1985 das Lido-Gelände in Luzern von 70 Wohnwagen besetzt. Eine wichtige Etappe zur Anerkennung war in den 1980er die Wiederaufnahme der Tradition der "Fecker-Chilbi" in Gersau. 1986 schliesslich folgte die offizielle Entschuldigung des damaligen Bundesrats Alphons Egli für die Aktion “Kinder der Landstrasse”. In der Folge sagte der Bund der Radgenossenschaft seine Unterstützung zu. Dass auch eine “fahrende Lebensweise” als Teil der Schweizer Gesellschaft wahrgenommen wird, wurde spätestens deutlich, als an der Expo 2002 in Murten auch Kulturbeiträge der Jenischen und Sinti präsentiert wurden. Erst 2016 verkündete Bundesrat Alain Berset an der Fecker-Chilibi: “ Sie – Jensiche und Sinti – sind als nationale Minderheit anerkannt.”
Die Radgenossenschaft der Landstrasse übernimmt heute verschiedene Dienstleistungen wie die Beratung von Jenischen und Sinti in den Bereichen Bildung, Sprache, Berufsausübung und Soziales und hat sich bei der Schaffung von Stand- und Durchgangsplätzen als wichtige Ansprechspartnerin für die Behörden etabliert.
Die Informationsarbeit und der Dialog mit der Öffentlichkeit stellt weiterhin eine zentrale Aufgabe dar. Zu diesem Zweck wurde 2003 das Dokumentations-Zentrum, das zugleich ein Museum darstellt, in Zürich-Altstetten ins Leben gerufen. Mit einer Ausstellung und einem umfangreichen schriftlichen Archiv über Leben, Kultur und Geschichte der Jenischen und Sinti steht der Bevölkerung ein direkter Zugang zur kulturellen Minderheit zur Verfügung. Um den Kontakt und das gegenseitige Verständnis zu fördern, heisst auch der 2016 von der Radgenossenschaft erworbene Campingplatz Rania in Zillis GR alle Besucherinnen und Besucher willkommen. Am Stand- und Durchgangsplatz Rania erfahren “Fahrende” und Sesshafte voneinander und lernen ohne Vorurteile zusammenzuleben. Zusätzlich organisiert die Radgenossenschaft regelmässig Wanderausstellungen, auch europaweit gezeigt.
"Im Dokuzentrum wird die Geschichte der Jenischen und Sinti für die Besucher sichtbar. Der Alltag und dessen Herausforderungen kommen zur Sprache und können diskutiert werden. Der Campingplatz Rania ist mir deshalb so wichtig, weil man sich dort nicht politisch sieht, sondern zusammen mit den dort lebenden Sesshaften Tag für Tag und auf Augenhöhe Vorurteile abbaut. Man lebt privat miteinander zusammen und sieht, dass es eigentlich keine Probleme gibt.“
BUNDESAMT FÜR KULTUR Website: Jenische und Sinti als nationale Minderheit. https://www.bak.admin.ch/bak/de/home/sprachen-und-gesellschaft/jenische-und-sinti-als-nationale-minderheit/organisationen.html [Stand: 07.08.2018]
HUONKER, Thomas/RADGENOSSENSCHAFT DER LANDSTRASSE (Hg.) (1987): Fahrendes Volk – verfolgt und verfemt. Jenische Lebensläufe. Limmatverlag, Zürich. (Nur noch in Bibliotheken erhältlich).
RADGENOSSENSCHAFT DER LANDSTRASSE (2017): Jenische Kultur. Ein unbekannter Reichtum. Was sie ist, wie sie war, wie sie weiterlebt, (1. Auflage), Zürich. (Für Verantwortliche einer Besuchergruppe von "Dialogue en Route" gratis erhältlich beim Büro der Radgenossenschaft in Altstetten).
SCHWEIZERISCHE EIDGENOSSENSCHAFT, GENERALSEKRETARIAT EDI Website: Jenische und Sinti bereichern die Schweiz. Rede von Bundesrat Alain Berset anlässlich der Feckerchilbi. Medienmitteilung. https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-63783.html [Stand: 25.03.2019]
WOTTRENG, Willi (2010): Zigeunerhäuptling. Vom Kind der Landstrasse zum Sprecher der Fahrenden – Das Schicksal des Robert Huber. Orell-Füssli-Verlag, Zürich. (Vergriffen, für Verantwortliche einer Besuchergruppe von "Dialogue en Route" gratis erhältlich beim Büro der Radgenossenschaft in Altstetten).