03.08.2019

Was haben die Hare Krishnas mit Yoga zu tun?

Gedanken eines Bhakti-Yogi

Die Wenigsten würden wahrscheinlich denken, dass die Hare Krishnas Yoga machen. Man weiss von ihnen, dass sie singen und tanzen, fein kochen, vielleicht auch, dass sie meditieren - aber Yoga? Nun habe ich in vorangegangenen Blogs versucht, die Hintergründe des Yoga darzustellen und so das stereotype Bild von Yoga als eine Art „spiritueller Sport“ mit philosophischen Punkten zu sprengen und zu erweitern. Anhand dieser Erläuterungen könnte man erahnen, dass zum Beispiel auch die Hare Krishnas etwas mit Yoga am Hut haben. In diesem Blog will ich darüber schreiben, was das ist und meine persönliche Beziehung dazu beschreiben.

Die Yogaleiter

In der Bhagavad Gita, einem der zentralsten Yogatexte Indiens, werden verschiedene Arten von Yoga beschrieben. Krishna, der Sprecher der Bhagavad Gita, der sich als Gott selbst zu erkennen gibt, stellt eine Art Leiter mit drei Sprossen auf: die erste Sprosse nennt er „Karma-Yoga“ (Yoga durch Handeln) die zweite „Jnana-Yoga“ (sprich: Giana-Yoga; Yoga durch Wissen) und die dritte schliesslich „Bhakti-Yoga“. Im 6. Kapitel erklärt er am Schluss, dass diejenigen am engsten mit ihm verbunden seien, die ihn als Bhakti-Yogis verehrten. Was also ist dieser Bhakti-Yoga?

Bhakti-Yoga

Bhakti, abgeleitet von Sanksrit „bhaj“, was „verehren, Hingabe, in Liebe dienen“ bedeuten kann, beeinhaltet drei Teile: den „bhakta“, die „bhakti“ und „bhagavān“. Es brauch also einerseits den Gottgeweihten (Gläubigen), die liebevolle Hingabe und schliesslich Gott. Der ganze Prozess nennt sich dann schliesslich Bhakti-Yoga; Verbindung mit Gott durch bhakti, liebevolle Hingabe. Und was ist nun liebevolle Hingabe? Genau das zu erfahren und praktisch in Anwendung zu bringen, ist die Aufgabe eines Hare Krishna. 

Liebevolle Hingabe zu Gott

Alle, die schon Mal über Liebe geredet oder geschrieben haben, wissen, dass es nicht gerade einfach ist. Mich fasziniert die Definition, die die vedischen (altindischen) Texte von Liebe geben. In eigenen Worten formuliert, äussert sich Liebe demnach darin, dem oder der Geliebten ohne eigennützige Motive zu dienen. Man könnte auch sagen, dass man sein eigenes Glück aus dem Glück der anderen Person schöpft. Diese Art von Liebe auf Gott zu richten, ist das Ziel der Gottgeweihten. Nur, wie soll man Liebe für Gott entwickeln? Um jemanden zu lieben, muss man diese Person doch erst einmal kennen - ansonsten weiss man ja nicht, was sie mag und nicht mag und kann sie dementsprechend nicht glücklich machen. Als Hare Krishna ist deshalb mein Ziel, mehr und mehr über Gott zu erfahren, ihn kennenzulernen und ihn mehr und mehr hinter allem zu sehen. Das ist für mich wie ein grosses Abenteuer: jedes Mal, wenn ich mich zum Meditieren hinsetze, eines der Bücher über Krishna aufschlage, von seinen grossen Geweihten höre, praktischen Dienst ausführe, wie den Tempel zu putzen oder zu kochen, versuche ich dieser Tätigkeit meine ganze Aufmerksamkeit zu schenken - denn „Trying is the perfection“: es ist die Bemühung des Geweihten, in Liebe zu dienen, welche Gott zufriedenstellt. Und dann passieren sie, diese zeitlosen Momente, welche mir versichern: Gott ist nicht nur real, sondern auch in ständigem Austausch mit uns. Diese Interaktion, diese Verbindung nenne ich Bhakti Yoga, Verbindung mit Gott durch liebevolle Hingabe.

Lukas Stöckli, Guide en Route