03.07.2020

Die Islamische Pilgerfahrt steht vor der Tür

Gada - Guide en Route

 

Wie für 1,8 Milliarden Muslime rund um die Welt ist die Pilgerreise, "Hajj" oder "Hadsch", auch für mich eine wichtige Aufgabe. Viele wünschen sich, diese einmal im Leben zu erfüllen. Aus religiöser Perspektive wird Al Hadsch als die fünfte Säule des Islam bezeichnet. Sie wird während des Pilgermonats, dem zwölften Monat des Mondkalenders, praktiziert. Dieses Jahr, wie auf jeden und jede unerwartet das Coronavirus zukam, wurde über das Thema während der letzten Wochen so sehr spekuliert: Gibt es den Hajj dieses Jahr? Die Meinungen waren verschieden und eine Debatte wurde ausgelöst, bis letztens die zuständige Behörde eine Entscheidung traf: Den Hajj wird es geben, aber nur mit 1'000 Pilger.innen. 

Aber was ist die Pilgerreise genau?

Meistens werden die Pilger.innen in Gruppen und von Guides geführt, somit ist es leichter und organisierter für alle. Der Ablauf besteht aus 13 Schritten, einige davon sind:

1. "Ihram" (es beginnt bereits während der Anreise): Dem Eintritt in den Weihezustand geht die grosse rituelle Waschung voraus. Die Haare, Nägel etc. werden kurz geschnitten Wer sich in diesem Zustand befindet, heisst Muhrim. Die Pilger.innen befinden sich bis Ende der Wallfahrtszeremonien in diesem Weihezustand, der mit dem Ablegen der Iḥrām-Kleidung endet.
2. "Tawaf": Das siebenmalige Umrunden der Kaaba.
3. "Sa'i": Der siebenmalige Lauf zwischen zwei Hügeln namens Safaa und Marwa. Dieses Ritual  symbolisiert die Geschichte von Sara. Sie ist die Frau des Propheten Abraham und sei diesen Weg siebenmal gegangen, um nach Wasser zu suchen.
4. Tag der Tarwia.
5. Der Aufgang zum Berg Arafat.
6. Die Übernachtung in der Zeltstadt Mina.
7. Das Werfen der Steine auf die 'Aqaba-Säule.

Zu erwähnen ist das einheitliche Pilgergewand für Frauen und Männer. Der Punkt ist, dass wir gleichberechtigt sind. Ob arm oder reich, Frau oder Mann, dunkel- oder hellhäutig, vor Gott sind wir alle gleich. All diese Millionen Menschen sehen gleich aus und bewegen sich in Harmonie, das finde ich toll!

Im Vergleich zum Vorjahr sind 2,3 Millionen weniger Menschen am Hajj

Im Vorjahr gab es genau 2'371’675 Pilger.innen - laut offiziellen Statistiken. Wegen der Sicherheitsmassnahmen sieht es dieses Jahr anders aus. 1'000 Pilgende dürfen es sein, das soll symbolisch für das Aufrechterhalten des jährlichen Rituales dienen. Aus religiöser Perspektive ist diese Entscheidung mit einem Gebot des Propheten Mohammed verbunden. Dieses lautet: „La Darrar Wala Dirrar“, wörtlich übersetzt: „Kein Schaden und keine Schädigung“, oder: „Richtet kein Schaden an, weder euch noch den anderen“.

In meinem Familienkreis 

Verwandte sowie Bekannte in meinem Umfeld sind ebenfalls von diesen plötzlichen Massnahmen betroffen. Alle, die darauf gewartet haben, dieses Ritual zu begehen, zeigen Verständnis für die Absage ihrer Reise. Sogar schon in den ersten Tagen nach dem Ausbruch, als dies das erste Mal zum Thema wurde.
Al Hajj ist eines von vielen Wunschzielen im Leben, nun ist das Ende der Corona-Pandemie das erste auf der Liste.

 

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Gada Alrayan, Guide en Route